Divanhana: „Wir singen über die Geschichte von Bosnien-Herzegowina“

Divanhana: „Wir singen über die Geschichte von Bosnien-Herzegowina“ 1

Nadia Čatić (Vocal), Neven Tunjić (Klavier), Nedžad Mušović (Harmonika), Azur Imamović (Bassgitarre), Riet Čamdžić (Trommel) und Irfan Tahirović (Schlagzeug) studieren zusammen auf der Musik-Akademie in Sarajevo, als sie 2009 beschließen, die Band Divanhana zu gründen.

Es dauert nicht lange und sie werden gehört, denn die Musikkünstler verbinden traditionelle Musik des Balkans mit Elementen aus Jazz, Pop und Klassik des 20. Jahrhunderts. Dabei verlieren sie nie den Sevdah aus dem Blickpunkt, dessen Ursprung in Bosnien-Herzegowina liegt.

Heute ist Divanhana nicht nur innerhalb der Länder des ehemaligen Jugoslawiens unterwegs, sondern europaweit. Nun sind sie wieder on Tour mit ihrem neuen Album. Zukva lautet der klangvolle Name, benannt nach einer ausschließlich in Bosnien-Herzegowina einheimischen Apfelsorte. Diese Frucht symbolisiert wie ihre Musik das Kulturerbe ihrer Heimat, das sie der Welt vorstellen möchten.

Im Interview mit Balkanblogger erklärt Bandmitglied Neven Tunjić die Bedeutung von „Divanhana“ und wie Sevdah dazu beiträgt, die Geschichte Bosnien-Herzegowinas zu verstehen.

 

Sevdah ist einige Zeit in Vergessenheit geraten. Weshalb haben Sie dennoch beschlossen, ihn zu singen? Immerhin war er nicht mehr modern. Es hätte auch leichter gehen können mit Pop oder Rock.

Sevdah gab es schon immer in Bosnien-Herzegowina und wird ihn immer geben. Als wir begannen, uns mit dieser alten und traditionellen Musikrichtung zu beschäftigen, war er tatsächlich weniger zu hören und hatte an Popularität verloren. Das war in der Zeit von 2005 bis 2007. Man muss dazu sagen, dass nicht nur die Sevdalinka (d.h. Sevdah-Lied) in den Hintergrund geraten war, sondern viele weitere bosnische Traditionen aufgrund des Balkankrieges in den neunziger Jahren. So musste diese Generation erst in das alltägliche Leben zurückfinden, um sich der Kultur wieder widmen zu können. Das heißt, Sevdah war schon in der Gesellschaft gegenwärtig, er musste nur, wie die Nachkriegsgeneration auch, wieder zum Leben erweckt werden.

Wie würden Sie jemanden Sevdah beschreiben, der noch nie davon was gehört hat?
Sevdah ist eine traditionelle Musikrichtung aus Bosnien-Herzegowina, die sich im 15. Jahrhundert während der osmanischen Zeit entwickelt hat. Es sind Lieder, die verschiedene Themen besingen, wie Liebe, die Schönheit der Frauen und Städte, Traditionen oder Bräuche des Landes. Anfangs wurden orientalische Instrumente benutzt wie Saz. Später, zur österreichisch-ungarischer Zeit kam die Harmonika dazu und der Stil passte sich an. Sie sind ein historisch wertvolles Zeugnis des Landes. Somit singen wir über die Geschichte von Bosnien-Herzegowina.

 Was beutetet der Name der Band „Divanhana“?

Das Wort Divanhana ist eine Zusammensetzung aus zwei alten türkischen Begriffen. Divan kommt vom Wort „divaniti“, was übersetzt soviel bedeutet wie zusammensitzen und han bedeutet Raum. So war divanhana im osmanischen Bosnien-Herzegowina mit unserem heutigen Wohnzimmer gleichzusetzen. Das war der Ort an dem man sich nach getaner Arbeit getroffen und ausgetauscht hat. Das ist auch der Ort, an dem Sevdah entstand.

Als wir begonnen haben, uns mit Musik zu beschäftigen, haben wir uns immer in einem Raum getroffen, wo wir uns ausgetauscht haben. So erklärt der Name der Band unsere Geschichte, wie wir zusammen gekommen sind.

War es am Anfang schwer eine Fangemeinde aufzubauen?

Oh ja! Anfangs wurden wir überhaupt nicht wahrgenommen, weil die Gesellschaft die traditionellen Sevdah-Sänger unterstützten, wie Safet Isovic oder Himzo Polovina. Als die Sänger gestorben sind, war für sie auch der Sevdah gestorben. So sind wir auf viele Vorurteile gestoßen, denn wir waren zu jung für sie. Doch wir haben an uns geglaubt und hart gearbeitet. So haben wir es auch schnell geschafft, alle Vorurteile zu einzudämmen. Schon nach einem Jahr hatten wir eine Fangemeinde und ab da ging alles viel leichter und auch aufwärts.

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Ihre Videos sind traditionell und modern. Ist Ihr Ziel eine Weiterentwicklung des Sevdah?

Wir sind eigentlich gar nicht traditionell, sondern wir passen uns der Gegenwart an. Das kommt auch gut an. Wir haben mittlerweile viele Einladungen aus dem Ausland, vor allem der Diaspora. Was erstaunlich ist: Im Publikum sitzen sehr viele junge Menschen. Es sind meist Deutsche mit bosnischen Wurzeln, die etwas vom Land ihrer Eltern kennenlernen möchten darunter auch die traditionelle Musik. Es ist so schön, den Geist des Sevdah in die Welt hinaus zu tragen!

Verbindet Sevdah?

Kunst ist dafür da, um Menschen miteinander zu verbinden. Die Musik besitzt so eine Kraft und somit auch der Sevdah.

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