Sarajevo – Multikulturelle Perle Europas
„… So schön und reich war es …“ – 1462 betritt ein osmanischer Heerführer ein Land, das von den damaligen Bewohnern „das goldene Tal“ genannt wird. Er selbst lässt hier eine Stadt entstehen, die bis heute als eine der Perlen Europas bezeichnet wird. Um seine Gründung auch nach dem Tod zu schützen, legt er schriftlich fest, dass „… sie weder verkauft, noch verschenkt werden darf, noch darf sie in keinster Weise in eine Herrscherhand gelegt werden, sondern sie möge ewig so bleiben, bis als einziger Herr über ihrer Erde Gott selbst herrscht und über alledem, was auf ihr ist, denn er ist der beste Erbe …“. Diese bis dato grundsätzlich christliche „Blume unter den Städten“, wie er sie in seiner Festlegung auch nennt, hat nun ein weiteres religiöses Kulturgut, denn neben den etlichen christlichen Kirchen werden jetzt Moscheen in direkter Nachbarschaft gebaut. Dass die nebeneinander friedlich bestehen können, hat man auch einer schriftlichen Festlegung durch die osmanischen Eroberer dieses Landes verdanken, die verbietet, ein Gotteshaus, egal welcher monotheistischen Religion es angehört, anzugreifen oder zu zerstören.
- Die Kaisermoschee “Careva Dzamija” ist eine der wichtigsten Moscheen der Stadt (Foto: balkanblogger.com)
- Der Innenhof ist wie bei vielen Moscheen mit Rosen, der Königin unter den Blumen, bepflanzt (Foto: balkanblogger.com)
- Vor dem Eingang finden sich “Nanule”, traditionelle Clocks (Foto: balkanblogger.com)
- Erbaut wurde sie im 15. Jahrhundert vom … (Foto: balkanblogger.com)
- Isa Beg Ishakovic … (Foto: balkanblogger.com)
- …unter der Regierungszeit von Mehmet II. (Foto: balkanblogger.com)
- Zum Komplex gehören noch eine Bibliothek und ein Hamam (Foto: balkanblogger.com)
Der Gründer dieser Stadt ließ hier seine Festung errichten, was auf osmanisch „saray“ heißt. Das Gebiet, das sich vor der Festung befindet, nennt man „ovasi“. Saray-ovasi „Feld vor der Festung“ bedeutet der Name der Stadt, die heute als Sarajevo, Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, bekannt ist.
- Eine der wertvollsten Perlen ist die alte serbisch-orthodoxe Kirche des Heiligen Erzengels Michael … (Foto: balkanblogger)
- … aus dem 16. Jahrhundert. Erbaut wurde das Sakralgebäude 1539 wahrscheinlich auf den Mauern einer älteren Kirche (Foto: balkanblogger)
- Sie ist umgeben von einem schönen Rosengarten, von dem aus man in die Kirche… (Foto: balkanblogger)
- … und ein Ikonenmuseum mit Sakralen Objekten aus dem 13. -19. Jahrhundert gelangt (Foto: balkanblogger)
- Auffällig und interessant ist ihre Architektur (Foto: balkanblogger)
- Die orthodoxe Kirche ist breiter wie lang (Foto: balkanblogger)
- Das Innere ist reich geschmückt … (Foto: balkanblogger)
- … mit wertvollen religiösen Artefakten (Foto: balkanblogger)
Als im 16. Jahrhundert in Spanien und Portugal Juden durch die christlichen Könige vertrieben wurden, fanden sie ihre neue Heimat im Osmanischen Reich, auch in Sarajevo. Nun standen da nicht nur Kirchen und Moscheen, sondern auch eine Synagoge und jüdische Einrichtungen, die das Stadtbild um ein weiteres wertvolles Kulturerbe bereicherte.
- Mitten in der Stadt hinter der katholischen Kathedrale liegt der jüdische Alte Tempel (Foto: balkanblogger)
- 1581 ließ ihn … (Foto: balkanblogger)
- … der osmanische Beglerbeg Sijabuš-Paša erbauen (Foto: balkanblogger)
- Heute ist das jüdische Museum darin untergebracht (Foto: balkanblogger)
- Neben alltäglichen Gegenständen ist auch die Geschichte der jüdischen Sepharden ausgestellt (Foto: balkanblogger)
- In Bosnien-Herzegowina brauchen jüdischen Einrichtungen keinen Polizeischutz (Foto: balkanblogger)
- Als die Ustascha (kroatische Nationalsozialisten) die Juden in KZ-Lager deportierten, wurden sie von ihren moslemischen Mitbürgern versteckt, um sie vor dem Tod zu retten. In diesem Buch sind 12.000 Namen von nationalsozialistischen Opfern verzeichnet (Foto: balkanblogger)
- Eine Tabelle im Museum nennt Namen der Mitbürger, die jüdische Mitbürger retteten und dadurch teilweise auch selbst zu Opfern wurden. Viele Namen moslemischer Bosnier findet man in Yad Vashem in Israel (Foto: balkanblogger)
- Der jüdische Friedhof in Sarajevo ist … (Foto: balkanblogger)
- … der zweitgrößte der Welt (Foto: balkanblogger)
- Die ältesten Grabsteine sind nur dort in Form eines … (Foto: balkanblogger)
- … schlafenden Löwen zu finden (Foto: balkanblogger)
Doch nicht nur die Gotteshäuser waren von beeindruckender Schönheit. Etliche europäische Reisende beschreiben Sarajevo als reich, schön und voller architektonischer Highlights, was u.a. auch der Baubegeisterung von Österreich zu verdanken ist, dem Bosnien ab 1878 unter Verwaltung gestellt wurde.
- Während der österreichisch-ungarischer Ära entstanden Prachtbauten (Foto: balkanblogger.com)
- Eine davon ist die “Vjecnica” … (Foto: balkanblogger.com)
- … das Alte Rathaus (Foto: balkanblogger.com)
- Es wurde im pseudo-maurischen Stil errichtet (Foto: balkanblogger.com)
- Auch wenn die Fassaden weiterhin Spuren vom Balkankrieg aufweisen … (Foto: balkanblogger.com)
- … sie sind dennoch schön anzusehen … (Foto: balkanblogger.com)
- … und sind Zeugen einer …(Foto: balkanblogger.com)
- … von vielen Äras, welche ihre Geschichte schrieben (Foto: balkanblogger.com)
- Weitere Sehenswürdigkeiten dieser Zeit sind das Nationaltheater … (Foto: balkanblogger.com)
- … die Kunst-Akademie … (Foto: balkanblogger.com)
- … und die katholische Kathedrale … (Foto: balkanblogger)
- … Herz Jesu, die 1884 – 1889 im neugotischen Stil erbaut wurde (Foto: balkanblogger)
Jahrhunderte lang lebten ihre Bewohner in Frieden und freundschaftlicher Toleranz. Sarajevo wurde immer wieder überfallen und belagert, zum letzten Mal im Balkankrieg 1992-1995, in dem so viele Menschen ums Leben kamen, dass sogar das Sportstadion in der Stadt als Friedhof dienen musste. Bis heute besteht vielerorts die Meinung, dass Religionshass in der Stadt herrsche, was nicht der Wahrheit entspricht. Die Wahrheit ist, dass die Stadt immer von allen Bewohnern verteidigt wurde, egal welcher Religion sie angehörten. Beweise dafür finden sich an jedem Eck der Stadt, man muss nur genauer hinsehen. Der Geist der Stadt ist tolerant und philanthropisch. Viele haben es Jahrhunderte hindurch versucht, ihn zu zerstören, gescheitert ist jeder daran.
Mehr über Sarajevo:
https://balkanblogger.com/2014/08/15/sarajevo-eine-stadt-der-sinne-teil-1/